Presse aktuell 2012


Die Oberbadische vom 21.12.12

Hebel zu neuem Leben erweckt

Hommage an großen Dichter bei CD-Vorstellung
von Uli Führe und Monika Ecker


Maulburg (hf). "Jetzt wirst du alt, jetzt bekommst du Preise", habe er sich bei der Verleihung des "Hebel-Danks" des Lörracher Hebelbundes gedacht, gestand Uli Führe bei der Vorstellung seiner neuen CD im Maulburger Dorfstübli. Aber dann habe er den Preis doch lieber als Aufforderung verstanden, etwas Neues zu machen. Und aus der intensiven Beschäftigung mit Johann Peter Hebel und seinen alemannischen Gedichten ist nun ein Werk entstanden, das den Dichter und Denker Hebel aus der Volkstümelei heraushebt und seine Qualitäten als Menschenfreund, der bei allem Realitätssinn und bei bisweilen tiefer Melancholie nie die Wende zur Hoffnung aus dem Blick verliert, eindrücklich erlebbar macht.

Zusammen mit der Cellistin Monika Ecker stellte Uli Führe seine Vertonungen der Hebel-Gedichte vor und ergänzte, bereicherte sie mit Briefzitaten, die einen Hebel zeigten, der den irdischen Genüssen keineswegs abhold war. Hebel in der Führe-Version kann den Dichter auch für die junge Generation wieder attraktiv machen. Nun scheint das Zusammentreffen des alemannischen Dichters Hebel mit dem alemannischen Barden Führe eine jener glücklichen Fügungen zu sein, wie sie nicht alle Tage zu erleben sind. "Der allzeit vergnügte Tabakraucher" als Swing mit jazzigen Scat-Einlagen war schon gleich zu Beginn ein Erlebnis. Bei seiner Version von "Hans und Verena" mit ihrem melancholischen Grundton sinnierte der Sänger darüber nach, ob nicht der Blues generell aus Baden stamme. Oder er trug die "Zufriedenheit" in bester Liedermachertradition vor, dass man sich auf die Burg Waldeck versetzt fühlte. Die Beschäftigung mit Hebel habe ihn auch dazu gebracht, einige Instrumentalstücke zu schreiben, erzählte Uli Führe. Im kongenialen Zusammenspiel mit der Cellistin Monika Ecker, die mit ihrem behutsamen Spiel gerade die dunkleren und melancholischen Farben unterstrich, gerieten die "Kleine Hymne für einen verblichenen Dukatenfalter" oder "Isoldes Tango" zu kleinen musikalischen Schmuckstücken.

Das Alemannische hat es halt dem Uli Führe angetan. Und so waren selbst für selbstbewusste Alemannen im zweiten Teil des Konzerts noch einige Entdeckungen zu machen. Bei der Erarbeitung alemannischen Liedguts in der Regio, die unter dem Titel "Woni sing und stand" im Buchhandel erhältlich ist, spürte der Sänger den Unterschieden in den Mentalitäten nach. "In Mutters Stübeli", das jeder in Südbaden kennt, wird ein Volkslied vorgestellt, das im elsässischen "Battellied" deutlich herbere Züge annimmt und in Vorarlberg mit "I hätt es Maidli gno" zum Liebeslied mutiert. "Wir im Alemannischen haben gar keine Liebeslieder", wunderte sich der Barde, um gleich ein paar Beispiele aus dem Schwyzerdütschen anzuführen. Von da war es nicht weit bis zu Manni Matter. Die Geschichte vom Eskimo mit einem Cembalo oder die Ballade aus dem tunesischen El-Hama ließen das Publikum im Dorfstübli jubeln.